Nachdem wir das historische Krisenjahr 2022 (endlich mögen manche sagen) hinter uns gelassen haben, möchte ich das neue Jahr unbedingt mit ein paar positiven Botschaften beginnen. Natürlich gibt es genügend Entwicklungen, die uns zu Pessimismus verleiten, umso wichtiger ist der Blick aufs Positive! Dem Gerede, dass früher alles besser war, kann ich absolut nichts abgewinnen, auch wenn das manchmal so scheinen mag. bezogen auf den politischen Betrieb in Berlin stimmt das vielleicht sogar, wenn man überlegt wie realitätsfern und unausgereift manches Gesetz daherkommt -ich sage nur IPReG.
Aber es gibt keinen Grund, den Kopf in den Sand zu stecken, da es zu einem genug Mitbürger gibt, die im gleichen Boot sitzen und sich gerne mit vereinten Kräften für eine Verbesserung oder Gesetzesänderung einsetzen. Und es gibt immer noch genug PolitikerInnen, die zuhören und sich für die Belange von Bürgern mit schwacher Lobby, zum Beispiel mit Schwer- und Schwerstbehinderung, einsetzen. Wenn wir uns die Entwicklung der Inklusion anschauen, sind wir zwar noch einige Schritte vom Ziel entfernt, aber die Sensibilisierung für dieses Thema ist gewaltig gestiegen und die nachfolgenden Generationen wachsen bereits viel inklusiver auf als früher. Natürlich sind wir in Deutschland massiv hintendran, vor allem wenn wir das System Behindertenwerkstatt betrachten, bei dem noch vieles im Argen liegt. An dieser Stelle wäre es zu viel des Guten, genauer darauf einzugehen, nur so viel: auch wenn das System generell reformiert gehört, sind nicht alle Werkstätten per se gleichzusetzen mit Ausbeutung von Menschen mit Behinderung. Differenzierung tut sowohl hier als auch in anderen Bereichen not.
Der Super-Mechaniker
Zum Beispiel im Bereich der medizintechnischen Versorgung, bei dem RollstuhlfahrerInnen und beatmete Menschen in den letzten Jahren zunehmend das Gefühl bekommen, dass es nur noch ums Geld geht, die bürokratischen Auflagen immer mehr zunehmen und die guten sowie motivierten Orthopädiemechaniker an einer Hand abzuzählen sind. Aber immerhin gibt sie noch, die Mechaniker, die Bock auf ihren Job haben und zu jeder Zeit bereit sind, zu helfen. Ich durfte es unlängst am 1. Weihnachtsfeiertag erfahren, als zum 3. Mal innerhalb kürzester Zeit eine meiner wichtigsten elektrischen Funktionen an meiner E-Rollstuhl versagt hat. So wie mein Mechaniker, der mir versprochen hat, telefonisch jederzeit erreichbar zu sein, obwohl es ihm zurzeit gesundheitlich nicht so gut geht. Ich habe zwar tief in meinem Inneren auf eine Notreparatur gehofft – durch den Defekt war mein Kurz-Aufenthalt bei der Familie dieses Weihnachten stark gefährdet, da ich ja nicht mehr aus dem Bett rauskonnte – aber wirklich damit gerechnet habe ich nicht. Aber mein Mechaniker hat mal wieder sein großes Herz bewiesen und war am 1. Weihnachtsfeiertag zur Stelle. Danke, lieber Markus!


Bürokratie kann auch positive Förderung
Zum Beispiel im Bereich Behörden und Ämter, mit denen man manchmal das nackte Graußen bekommen könnte. Es gibt aber zum Glück -und das war früher nicht anders- immer wieder SachbeabeiterInnen, die nicht nur Akten lesen, sondern sich individuell mit „uns Menschen mit Behinderung“ beschäftigen und versuchen, uns bestmöglich zu unterstützen. Diese sind an unserer Lebenswirklichkeit interessiert und versuchen, den rechtlichen Spielraum zu unseren Gunsten auszulegen. Hier kann man auch ein bisschen die Sinnlinie des Bundesteilhabegesetzes erkennen, die das individuelle Bedürfnis von Menschen mit Behinderung und das Recht auf Selbstbestimmung mit einer modernen Definition des Menschen mit Behinderung verbindet. Ein Gesetz, das nach scharfer Kritik von Behindertenaktivisten und Selbsthilfeverbänden nochmals nachgebessert wurde und nun eine brauchbare Grundlage bietet. Danke an alle engagierten Menschen da draußen, die sich für unsere Sache der Menschen mit Behinderung einsetzen (stellvertretend sei hier der GKV-IPReG ThinkTank genannt) – das motiviert immens. Das zeigt, dass es vor allem darauf ankommt, nicht zu jammern, sondern sein Schicksal allein oder gemeinsam mit lieben engagierten MitstreiterInnen in die Hand zu nehmen, seines Glückes Schmied zu sein. Das zum Beispiel SachbeabeiterInnen euch wohlgesonnen sind, kommt nicht von ungefähr. Da müssen manches Mal dicke Bretter gebohrt und viele Gespräche geführt werden, damit auf der Gegenseite das nötige Verständnis wachsen kann.
Meine E-rkenntnis des Tages: Mache dich nicht abhängig von den Dingen, die du sowieso nicht ändern kannst, sondern versuche zusammen mit einem engagierten Umfeld an den Stellschrauben zu drehen, die du in der Hand hast.