Mit der Fähre nach Griechenland- ein Traum wird wahr

Ein Assistent und guter Freund legte mir mehrmals Griechenland als Reiseziel nahe. Da ich aufgrund meines hochsensiblen E- Rollstuhls das Fliegen skeptisch sehe, schien dieses Ziel außer Reichweite. Ein griechischer Kumpel aus Heidelberg, der in Igoumenitsa eine barrierefreie Wohnung besitzt, weckte meinen Ehrgeiz und die Abenteuerlust.

Die Möglichkeit, ein Teil der Route nach Griechenland mit einer großen Fähre mit Kabinen speziell für Rollstuhlfahrer im Liegen zurückzulegen, war für mich ausschlaggebend. Aufgrund seiner Skoliose kann ich nur begrenzt im E-Rollstuhl sitzen. Die entscheidende Frage war, ob ich auch mit seinem E-Rollstuhl in die Kabine komme. Nachdem ich sichergestellt hatte, dass ich bei beiden großen Fährunternehmen, die von Italien nach Griechenland fahren, die Kabine nutzen kann, stand dem Trip nichts mehr im Wege. Natürlich war die Organisation der Reise sehr aufwendig, da ich auch auf mögliche technische und medizinische Notfälle vorbereitet sein wollte. Im Ernstfall war es für mich wichtig, ärztliche Anlaufstellen zu kennen, was Dank meines griechischen Freundes gar nicht so schwer war. Da das staatliche Gesundheitssystem Griechenland nicht so gut ausgebaut ist, kann es gut sein, auf eine private und dementsprechend teure Institution zu treffen. Deshalb empfehle ich allen Menschen mit Behinderung dringend, eine günstige Auslands-Krankenversicherung abzuschließen. Bezüglich meines E-Rollstuhls habe ich die sensibelsten Teile mitgenommen und mich versichert, dass mein Rollstuhlmechaniker und mein Spezialist für die Elektronik in meiner Reisezeit für telefonische Beratung und Hilfestellung erreichbar sein würden. Ein geeignetes Sanitätshaus und einen Pannendienst für E-Rollstuhlfahrer, der europaweit agiert, konnte ich leider nicht ausfindig machen.

Gute Vorbereitung ist alles

Für den notwendigen Zwischenstopp habe ich dieselbe airbnb-Wohnung am Comer See gebucht wie letztes Jahr bei meinem Italien-Urlaub. Denn das Jahr zuvor war ich in derselben Wohnung eines sehr netten und engagierten Vermieters. Mitte Mai ging es mit einem bewährtem Reiseassistent und vollgepackten Kleinbus endlich los. Eine weitere Assistentin sammelten wir erfolgreich in Luzern ein und absolvierten den Rest der 1. Etappe mit Bravour. Am nächsten Tag wurde es erstmals etwas abenteuerlich. Aufgrund der verheerenden Überschwemmung in der Po-Ebene war die Autobahn nach Bologna gesperrt und wir machen plötzlich mit zwei Stunden unruhig konfrontiert. Damit war unser Zeitplan dahin und die rechtzeitige Ankunft am Fährhafen Ancona in Gefahr. Da wir die letzten 300 km ohne Pause und in höchstmöglicher Geschwindigkeit absolvierten, haben wir es noch geschafft. Obwohl ich schon Online-Tickets hatte, mussten wir noch mal vor Ort einchecken, aber dafür wurden auch meine Bedürfnisse ohne Probleme berücksichtigt.

Wir durften als eines der ersten Fahrzeuge an Bord und wurden so eingewiesen, dass für mich genügend Platz war, über die Klapprampe aus dem Auto zu fahren. Um mit einem Teil unseres Gepäcks in die Kabine zu kommen, holte meine Assistentin an der Rezeption des Schiffes Hilfe. Bald darauf kam ein Bediensteter und schleuste uns über einen Mitarbeiterzugang und einen Aufzug zur Rollstuhlkabine. Um zu diesem Zugang zu gelangen, war noch eine recht hohe Schwelle zu überbrücken, was glücklicherweise mit meiner leichten Klapprampe kein Problem war. Auf der Rückfahrt holten die Service-Leute ohne Aufforderung zwei kleine Alu-Blechrampen hervor. Dies unterstreicht, dass die Fährunternehmen prinzipiell auch auf schwere E-Rollstühle ausgerichtet sind. Allerdings würde ich persönlich -sofern man im Auto unterwegs ist- auf Nummer sicher gehen und eine mobile Klapprampe mitnehmen. Eine solche kann der oder die reisende E-RollstuhlfahrerIn unterwegs immer gebrauchen. In der Kabine war genügend Platz für den E-Rollstuhl und ausreichend Bewegungsspielraum für die Assistenz, um mich ins Bett zu legen.  Die andere Assistenz-Kraft hat in meinem Bus übernachtet. Sanftes Schaukeln begleitete unsere Überfahrt und am nächsten Morgen sind wir recht entspannt in Igoumenitsa angekommen. Wir durften länger in der Kabine bleiben wie anderen Gäste ohne Wege und wurden dann abgeholt und zum Auto eskortiert.