Ich bin mal wieder unterwegs zu einem weiteren Bewerbungsgespräch. Diesmal geht’s an eine Hochschule. Ich glaube, so intensiv habe ich mich noch nie auf ein Bewerbungsgespräch vorbereitet. Ich sollte im Vorfeld eine Kurzpräsentation der Hochschule und zwei weitere kleine Artikel schreiben sowie ein Konzept für zukünftige Pressearbeit erstellen. Naja, ganz schön viel Arbeit, aber es bringt einen ja weiter! Im Auto gehe ich in Gedanken noch einmal mein Konzept durch und nach einer extra Runde in der Innenstadt sind wir auch schon da.
Ich werde nur kurz nervös, da der normale Aufzug für mich eine Nummer zu klein ist, aber zum Glück gibt es ja Lastenaufzüge! Oben erwartet mich auch schon ein Mitarbeiter der Hochschule: Ich soll in 30 Minuten eine Pressemitteilung schreiben über ein Thema, das ich vorher nicht kannte. Da mein Rollstuhl für den Büroraum zu groß ist, muss die Sekretärin erstmal Umbaumaßnahmen vornehmen. Bis alles passt, sind 10 wertvolle Minuten verstrichen. Aber egal jetzt, ich versuche locker zu bleiben und mit Köpfchen vorzugehen. Es läuft ganz gut und ich merke zum Glück nicht, dass der Mitarbeiter bereits nach 20 Minuten wie ein „Presser“ an der Tür steht. Als er verkündet, ich solle doch nun bitteschön zum Ende kommen, bin ich erstaunlicherweise recht entspannt. Trotzdem finde ich es etwas dreist, dass ich nicht 10 Minuten länger Zeit bekomme, wäre ja nur fair.
Ich fahre hinter ihm her ins Besprechungszimmer, wo sieben weitere Hochschul-Menschen auf mich warten. Eine gewisse Skepsis bei den Beteiligten ist kaum zu verkennen und für mein Empfinden stelle ich mich bei den Fragen nicht gerade gut an. Nach dem Gespräch zeigt sich der Hochschul-Mitarbeiter von seiner besten Seite und begleitet mich bis zum Ausgang. Ich weiß nicht recht, was ich von diesem Gespräch halten soll und bin mir nicht sicher, ob dies überhaupt der richtige Arbeitsplatz für mich wäre. Ein paar Tage später wird mein seltsames Gefühl negativ mit einer spottbilligen Absage bestätigt.
Meine persönliche E-rkenntnis des Tages: Bewerbungsgespräche sind mit höchster Vorsicht zu genießen und du kannst dir nie sicher sein!
Die E-Gebrauchsregel des Tages: Auch E-Rollstuhl-Fahrer haben es drauf wenn die Bedingungen passen…