Einmal IAA – immer IAA!

Es ist mein sage und schreibe 11. Besuch bei der Internationalen Automobil Ausstellung (IAA), die alle zwei Jahre in Frankfurt stattfindet. Als zehnjähriger Junge habe ich diese Tradition mit meinem Vater begonnen, seither gehört der Besuch auf der IAA zum Freizeit-Pflichtprogramm. Die Begeisterung für Autos entwickelte ich schon als kleiner Knirps, was ja eigentlich kein Wunder ist, wenn der Papa bei Mercedes arbeitet und man in der Nähe von Stuttgart wohnt. Sogar die Schule musste für dieses Event ausfallen, was mir früher besonders gut gefallen hat. Es käme also einem Verrat gleich, wenn ich die IAA nicht besuchen würde. Zumal ich als Rollstuhlfahrer den Luxus eines kostenlosen Eintritts habe, Gleiches gilt für meinen Begleiter. Wir fahren seit jeher an den Fachbesuchertagen zur IAA, da der Besucherandrang dann wegen der höheren Preise noch erträglich ist. Das erste Mal in 11 Jahren schaffen wir es, schon um sagenhafte 8:10 Uhr auf dem Messegelände zu sein. Wir können unser Glück kaum fassen, denn einerseits ist der Stau bei einer morgendlichen Fahrt nach Frankfurt quasi vorprogrammiert und der Weg zum Messetor Nord nicht unbedingt problemlos zu finden. Rollstuhlfahrer und andere Menschen mit Behinderung haben den Vorteil, direkt aufs Gelände fahren zu dürfen. Das Ganze läuft ziemlich unbürokratisch ab, ich muss lediglich dem freundlichen und gut erreichbaren „Barrierefrei-Team“ die Kopie meines Behindertenausweises zuschicken. Ich habe zwar die Einfahrerlaubnis fürs Messegelände, aber die richtige Einfahrt zu finden steht noch einmal auf einem ganz anderen Blatt. Es ist keine ganz einfache Aufgabe, denn die Autofahrer werden alle zum offiziellen Messeparkplatz geleitet, der ein gutes Stück weit von der Messe weg ist. Da hilft einem das Navigationsgerät irgendwann nicht mehr weiter, aber auch dieses Mal schaffen wir es, aufs Gelände zu kommen. Wie mein Vater treffend feststellt, „kommen wir gefühlt jedes Mal an einer anderen Stelle aufs Gelände…“ Zum Glück können wir darüber amüsiert schmunzeln, denn nach kurzer Suche finden wir gleich unseren Stammparkplatz.

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Eine Extra-Portion Motivation: Die Mitarbeiter der Mercedes-Halle werden für den langen Messetag eingeschworen!

Für diesen Messebesuch habe ich meinen Assistenten Flo, dessen eigentlicher Beruf professioneller Fotograf ist, eingeteilt. Dies hat gleich mehrere Vorteile: Zum einen macht es zu dritt mehr Spaß, zweitens gestaltet sich der Messetag für mich und meinen Papa durch die zusätzliche Unterstützung entspannter und drittens hält Flo die „Begegnung zwischen Automobil und E-Rollstuhl“ auf geniale Art und Weise fotografisch fest. Im Übrigen ist es kein Thema, eine zweite Begleitperson mit auf die Messe zu nehmen. Was im Zuge der allgemeinen Rücksichtnahme und des inklusiven Geists, der mittlerweile weht, auch nicht weiter verwundert.

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Freie Fahrt: Vor dem offiziellen Publikumseinlass macht die IAA am meisten Spaß!!

Von unserem Parkplatz aus geht es immer zuerst ein paar 100 m Richtung Messeturm direkt in die Mercedes-Halle. Dieses Mal schaffen wir es tatsächlich, eine halbe Stunde vor offiziellem Publikumseinlass dort zu sein. Wir steuern sofort auf einen Mitarbeiter des Messestandes zu und wollen wissen, ob wir jetzt schon mit dem Aufzug in die oberste Etage fahren können. Von dort geht es etagenweise wieder nach unten. Der Mann gibt uns die Info, dass der Aufzug zuerst in 15-20 Minuten betriebsbereit sei. Nur wenige Augenblicke später kommt ein anderer Mitarbeiter auf uns zu und frägt, ob er uns den Weg zum Aufzug zeigen soll. Wir schauen uns fast etwas perplex an und müssen grinsen: Es geht doch so Einiges, wenn manche Leute ihren eigenen Ermessensspielraum etwas ausnutzen und mit Augenmaß einsetzen. Auf jeden Fall bin ich dem Mann dankbar, denn es ist wie im Paradies, die Autos ganz für sich alleine zu haben. Abgesehen von der relativ großen Menschenmenge ist die Automesse für E-Rollstuhlfahrer ohnehin ein Eldorado, da sie auf topfebener Strecke draußen und in den Hallen Gas geben können.

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The Show must go on: Immer was geboten, die Premium-Hersteller lassen sich nicht lumpen!

Gegen 9:30 Uhr geht der typische Ansturm unausweichlich wieder los… Speziell bei Audi wird es übervoll und ich kann mich kaum mehr drehen. Es ist für Rollstuhlfahrer ein Problem, dass die Autos auf diesem Stand viel zu nah nebeneinander ausgestellt sind. Deshalb bin ich auch einigermaßen froh, als ich draußen bin. Zum Glück wird es bei unserer nächsten Station VW nicht ganz so schlimm.

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Science-Fiction auf der IAA: Da staunt man nicht schlecht!

Meine persönliche E-rkenntnis des Tages: Je früher desto besser – speziell als Rollstuhlfahrer sollte man so früh wie möglich den Automesse-Tag beginnen (und bloß nicht auf die Idee kommen, an einem normalen Publikumstag zu erscheinen)!!

Die E-Gebrauchsregel des Tages: Es ist ein Genuss, wenn Messemitarbeiter unkompliziert, umsichtig und unbürokratisch handeln!