Fahren mit Bahn und Straßenbahn muss gelernt sein

Ich kann ausnahmsweise einmal gemütlich zur Straßenbahn fahren und es kommt sogar eine rollstuhlgerechte Bahn mit Klapprampe. Wer aber glaubt, dass ich damit aller meiner Sorgen entledigt bin, täuscht sich gewaltig. Spätestens beim Ausstieg am großen Busbahnhof kommt es öfter zu Komplikationen. Die Menschen stehen dicht gedrängt am Bahnsteig und Einige kleben mit der Nase förmlich an der Straßenbahnscheibe, noch bevor diese zum Stehen kommt. Kaum öffnet sich die Türe, stürmen die Menschen in die Bahn, als ginge es ums nackte Überleben. Natürlich stehen ein paar Spezialisten mitten auf der Klapprampe. Als der Schaffner die Klappe herunterklappen will, um mich herauszulassen, muss er sie erst mal deutlich auffordern, Platz zu machen. Ich bin froh, als ich draußen bin und die Bahn ihrem weiteren Schicksal überlassen kann.

Beim Ausstieg aus dem Bus ist das Ganze noch eine Nummer komplizierter, da ich erst durch den schmalen Gang fahren muss, am Fahrer vorbei, um auf die elektrische Rampe zu kommen. Natürlich geben mir die meisten Menschen keine Chance dazu, da sie sofort einsteigen. Dann wirds schön kuschelig und ich muss mich an einigen Leuten, die große Augen machen, vorbeiquetschen. Es ist nervig und uneffektiv und zeigt einfach, dass wir Deutschen ein bisschen mehr Disziplin nötig haben. Noch schlimmer ist es aber, wenn man als Rollstuhlfahrer mit ganz vielen Menschen am Bahnsteig steht, was vor allem nach Großveranstaltungen vorkommt: Wenn ich meine Helfer nicht anweise, sich vorzudrängeln und ihre Ellenbogen einzusetzen, schaffe ich es nicht in die Bahn. Es ist ganz klar: Wer nicht als erster die Bahn entert, ist verloren: Eine Schande, die kein Mensch jemals ertragen könnte.

Bahnfahrt

Schon traurig, dass Ordner zwingend nötig sind, um ein absolutes Chaos zu verhindern. Kürzlich war an der Bahnhaltestelle mal wieder die Hölle los: Ein paar Jungs haben Junggesellenabschied gefeiert. Als sie in die Bahn steigen, sind sie alles andere, bloß nicht nüchtern und bleiben mitten in der Bahn stehen. Es ist scheinbar kein Durchkommen mehr, aber die Jungs müssten einfach nur aufrücken. Obwohl sie total neben der Spur sind, bekommen sie das gerade noch hin und ich kann mich irgendwie in die Bahn quetschen. Allerdings zu dem Preis, dass ich fast keine Luft mehr bekomme. Kaum zu glauben, dass Fahrradfahrer manchmal sogar freiwillig aus der Bahn oder dem Bus steigen, um Platz zu machen. Es gibt also Lichtblicke und im Grunde finde ich es toll, dass ich die Möglichkeit habe, öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen.

Meine persönliche E-rkenntnis des Tages: Bei der Fahrt mit Bus und Bahn sind gute Nerven zwingend erforderlich.

Die E-Gebrauchsregel des Tages: Beim Ein – und Aussteigen in öffentliche Verkehrsmittel Mitdenken und Rücksichtnahme nicht vergessen!