Eines schönen Mittags sitze ich zu Hause bei meinen Eltern auf der Terrasse und lass es mir gut gehen. Eigentlich bin ich total entspannt und mich kann nichts aus der Ruhe bringen, wäre da nicht eine Sache, die ganz tief in meinem Inneren rumort. Es ist das leidige Thema mit dem Rollstuhlfahrerkarten für mein Wohnzimmer – ähhääm ich meine natürlich die Mercedes-Benz-Arena in Stuttgart, wo mein VfB seine Heimspiele austrägt. Bisher war es immer so, dass ich mir für jedes Spiel ein einzelnes Ticket besorgen musste, was immer ziemlich mühsam war. Manchmal konnte man das Wetter schlecht vorhersehen – denn bei Dauerregen mit E-Rollstuhl im Stadion zu sitzen macht keinen Sinn – und hin und wieder habe ich einfach keinen Begleiter gefunden. Irgendwann hat dann der VfB angekündigt, für jeden Rollstuhlfahrer eine Dauerkarte anzubieten. Ich komme deshalb zwar nicht mehr umsonst ins Stadion, aber ich habe endlich meinen gesicherten Stammplatz und meine Ruhe.
An dem besagten Nachmittag lässt mir das ganze keine Ruhe mehr und ich greife zum Telefon. Ich weiß wohl, dass ich einen schwierigen Gesprächspartner habe mit dem Behindertenbeauftragten des VfB. Er ist ehrenamtlich tätig und sicher sehr bemüht, aber halt auch heillos überfordert. Aber ich habe keine andere Wahl, es ist schon der dritte Spieltag und die versprochene Dauerkarte lässt immer noch auf sich warten!
…TutTut… „Heinzelmann, was kann ich für sie tun??“ Ich schildere mit Nachdruck meine Situation und bin voller Hoffnung. Der gute Heinzelmann speist mich mit der 08-15 Aussage ab, da könne er jetzt auch nichts machen und ich bräuchte halt noch etwas Geduld.
Das war eindeutig zu viel, ich bin fassungslos und koche vor Wut. Es gibt kein Halten mehr, ich schreie ihn an, dass dies wohl die größte Verarschung des Jahrhunderts wäre und werde immer lauter. Als plötzlich meine Mutter mit hochrotem Kopf auf der Terrasse erscheint, wird mir bewusst, dass ich übers Ziel hinausgeschossen bin. Erst habe ich den guten Heinzelmann fertig gemacht und nun bin ich dran: Meine Mutter herrscht mich an, was mir eigentlich einfällt, so laut draußen herumzubrüllen. Was sollen da bloß die Nachbarn denken. Das ist mir natürlich in diesem Moment völlig egal, aber ich sage erst einmal nichts mehr! Bis ich wieder vollständig herunterkomme, dauert es noch eine ganze Weile.
Meine persönliche E-rkenntnis des Tages: Schreie nie zu laut auf der Terrasse herum!
Die E-Gebrauchsregel des Tages: Achtung, auch Fußballfans im E-Rollstuhl können ausrasten!