Begrüßen und Verabschieden mal etwas anders
Wie oft passiert es uns heutzutage, dass wir auf der Straße einen Jugendlichen begrüßen und einfach keine Antwort bekommen!? Der Grund: Die meisten sind mit ihrem I-Phone beschäftigt oder hören so laut Musik, so dass sie um sich herum so gut wie nichts mehr mitbekommen. Da ist es doch eine Wohltat, wenn uns bei einer Veranstaltung zur Begrüßung erstmal jemand die Hand reicht.
E-Rollstuhlfahrer wie ich denken da aber etwas anders: „Hoffentlich versucht hier niemand, mir die Hand zu geben!“ Nicht das ich keine Lust hätte, höflich zu sein und mich zu unterhalten. Diese Haltung legen wir einfach nur aus praktischen Gründen und zum Schutz des Gegenübers an den Tag. Ja, richtig gehört, wer E-Rollstuhlfahrern die Hand gibt, lebt gefährlich! In der Regel haben sie die rechte Hand am Steuerknüppel und wenn man versucht, diese zu schütteln, ist klar was passiert. Zumindest bei mir ist das ein riskantes Spiel, da meine Finger dauerhaft am Steuerknüppel sind. Damit alles in der richtigen Position ist, wird der Arm von einer speziellen Armauflage gestützt. Wenn sich irgendetwas durch äußere Einflüsse verschiebt, kann ich gleich nicht mehr so gut steuern und mein Helfer muss meine Hand wieder mühsam nachjustieren.
Besonders kritisch wird es meistens, wenn ich in meiner Kirchengemeinde bin. Viele der älteren Damen meinen es besonders gut mit mir und denken wohl, sie machen mir eine große Freude, wenn sie meine Hand kräftig tätscheln oder gar meine komplette Hand schütteln. Leider verursacht dies bei mir einen mittleren Albtraum, denn bei meiner Hand stimmt dann gar nichts mehr. Dass ich nebenbei mit dem falschen Namen gegrüßt werde, ist da leicht zu verschmerzen. Na ja, bei den Senioren ist das ja echt verständlich, die kennen sich mit der neuen Technik kein bisschen aus und können die Auswirkungen nicht erahnen. Bei manchem unserer jüngeren Mitmenschen verstehe ich aber manchmal nicht, dass Sie überhaupt nicht überlegen, was sie tun. Anscheinend sehen sie meinen Steuerknüppel nicht oder sie denken, ich steuere meinen E-Rolli irgendwie anders.
Beim Verabschieden vom Leiter des Gottesdienstes kam es jedenfalls schon öfter fast zu einem Frontal-Zusammenstoß. Wenn die Männer voller Tatendrang meine Hand anpacken, machen Sie in der nächsten Zehntelsekunde einen Satz zurück und mein Turbogeschoss schießt um Haaresbreite an ihnen vorbei. Ich bekomm natürlich die Krise und mein Herz rast. Aber seit einem Jahr ist alles besser: Einer meiner Rollstuhl-Experten hat mir einen genialen Handwärmer konstruiert, der meine Hand ab sofort vor Wind und Kälte schützt und natürlich vor fremden Händen, die jetzt gezwungen sind, mich mit einem Klaps auf die Schulter oder auf die andere Hand zu begrüßen.
Meine persönliche E-rkenntnis des Tages: Hab ganz fein acht auf deine heilige Steuerung.
Die E-Gebrauchsregel des Tages: Bitte gib keinem E-Rollstuhlfahrer ohne nachzudenken die Hand!