Mein persönlicher Weihnachtsbrief

Weihnachten 2022, Entspannung und Erleichterung macht sich breit. Das Krisenjahr 2022 hat uns allen sehr viel abverlangt. Nach 2 Jahren Corona dachten wir, es könnte nicht schlimmer kommen. Umso größer ist die Hoffnung auf 2023, auch wenn man als Mensch mit Schwerstbehinderung am meisten abhängig von anderen und allgemeinen Entwicklungen ist. Gut zu wissen: Der Staat hilft viel und uns geht es verhältnismäßig immer noch sehr gut.
Davon profitieren auch viele Menschen mit Behinderung, die in Krisenzeiten allerdings von möglichen Einsparungen oft als erste betroffen sind. Es stellt sich die Frage: Wie viel Wert sind der Politik und letztendlich der Gesellschaft die Beibehaltung und Weiterentwicklung von Selbstbestimmung, Inklusion und menschenwürdiger Pflege? Auf diese ist ein großer Teil unserer Bevölkerung irgendwann selbst angewiesen und ich wundere mich jedes Jahr aufs Neue, wann dieser Berufsstand bzw. der gesamte sozial Sektor endlich mal die notwendige und nachhaltige Wertschätzung erhält. Das gilt genauso für die persönliche Assistenz, die Menschen wie mir trotz gravierender körperlicher Einschränkungen ein selbstbestimmtes Leben ermöglicht.

Im Zuge des Bundesteilhabegesetzes sind Städte und Gemeinden richtigerweise dazu übergegangen, den Unterstützungsbedarf von Menschen mit Assistenzbedarf individueller festzulegen. Ich für meinen Teil habe davon bisher sehr profitiert, denn durch den persönlichen Besuch von Sachbearbeitern des Sozialamtes bekamen diese einen sehr anschaulichen Blick in Praxis meines Alltagslebens. Von anderen Menschen in meiner Lage erfuhr ich, dass das Sozialamt minutiös den Tagesablauf gegengerechnet. In Zeiten des Sparens wird dies ja wohl noch erlaubt sein. Aus meiner Sicht ist dies eher menschenverachtend und führt zu einem noch höheren Abhängigkeitsgefühl… Zu Weihnachten wünsche ich mir dieses Jahr etwas anderes und vor allem mehr Solidarität aus der Bevölkerung.
ABER: Ich wünsche euch schöne Feiertage und einen guten Rutsch ins Neue Jahr! 👍 🌲 ✨