Immer diese Berührungsängste

Heute Abend bin ich bei Freunden zum Geburtstag eingeladen. Es wird gegrillt und ich finde es cool, dass ich einmal nicht der Grillgastgeber bin und nichts vorbereiten muss. Über einen kleinen Holperweg fahre ich in den großen Garten und es ist echt nett dort, ideal für ne Party. Die Stimmung ist gut und wir unterhalten uns alle recht angeregt. Spätestens als die ersten Gäste wieder gehen, fällt mir etwas auf: Alle nehmen sich zum Abschied kurz in den Arm, nur bei macht das niemand. Eigentlich bin ich das gewohnt, aber diesmal fällt es mir besonders auf. Die Leute haben wohl Angst, dass sie meine Atemmaske verschieben oder bei mir etwas zerbrechen könnten, dabei bin ich ein ziemlich zäher Bursche. Ich finde es total schade und könnte mich schon etwas aufregen, aber erstens bringt das nichts und zweitens verstehe ich meine Mitmenschen auch ein bisschen.

Denn wenn sie es genau wüssten wie, würden sie sich mit Sicherheit anders verhalten. Es hat sich als beste Methode erwiesen, dass ich meinen Mitmenschen dabei helfe und offen auf sie zugehe. Dann merken sie plötzlich, dass „der ja voll gut und witzig drauf ist und mit ähnlichen Problemen wie ich selbst zu kämpfen hat“. Dies senkt ihre Hemmschwelle meist gewaltig und sie sind oft beeindruckt, dass stark eingeschränkte Menschen ja ganz normal leben können.

Hauptursache dafür, dass Menschen nicht genau wissen, wie sie sich gegenüber behinderten Menschen verhalten sollen, ist meiner Meinung nach die mangelnde Aufklärung über verschiedene Krankheitsbilder und der fehlende Umgang mit körperlich und geistig Behinderten. Durch meine langjährige Erfahrung weiß ich, dass alle Menschen, die einmal ein Soziales Jahr gemacht, körperbehinderte Familienmitglieder haben oder beruflich mit behinderten Menschen zu tun haben, viel lockerer mit Rollstuhlfahrern, Spastikern, Blinden, etc. umgehen und sie einfach wie normale Menschen behandeln. Scheinbar ganz einfach und doch so schwer!
Natürlich gibt es Menschen, die von Natur aus keine Probleme haben, alle Menschen sofort anzusprechen, und die besonderes Interesse zeigen, wenn jemand außerhalb der Norm ist. Damit man im Umgang mit behinderten Menschen sicherer wird, gibt es eigentlich ein ganz einfaches Rezept: Orientiere dich an Menschen, die das super können und denke dir bei einer behinderten Person einfach, dass es ein Mensch ist wie du und ich.

Meine persönliche E-rkenntnis des Tages: Sei nicht so streng mit deinen Mitmenschen und ergreife die Initiative, wann immer sich die Chance bietet.

Die E-Gebrauchsregel des Tages: E-Rollstuhlfahrer brauchen gewöhnlich keine Sonderbehandlung!