Die Tücken einer schriftlichen Prüfung

Die meisten Schüler und Studenten haben in der Regel vor mündlichen Prüfungen den größten Respekt. Bei mir ist das Gegenteil der Fall und zwangsläufig war ich den schlimmsten Nervenschlachten während schriftlichen Prüfungen ausgesetzt. Ich habe die Zwischenprüfung meines Studiums noch viel zu genau im Hinterkopf. Zuerst konnte ich mich nicht für die Fragen entscheiden, die ich mindestens beantworten sollte und am Ende wurde die Zeit knapp. Irgendwann wurde die Hilfskraft, welche mich und meinen Helfer beaufsichtigt hatte, durch einen Dozenten abgelöst, mit dem ich schon einige positive Gespräche hatte. Er beruhigte mich erst mal mit den Worten, dass ich mir ruhig Zeit lassen solle. Als ich nach 5 ½ Stunden fix und fertig abgab und der Dozent zu einem Kommentar ansetzte, befürchtete ich das Schlimmste. Aber er machte mir ein Kompliment, dass ich ja eine ganz schöne Leistung vollbracht hätte.

Die Vorgeschichte bis zur nächsten kritischen Prüfungssituation beginnt im April 2009: Vor meiner Abschlussprüfung des Studiums sind umfangreichere Vorbereitungen nötig, um die optimalen Bedingungen für mich herauszuholen. Ich stelle beim Prüfungsamt einen Antrag auf Zeitverlängerung und will erreichen, dass ich meine schriftliche Prüfung zu Hause schreiben kann. Hört sich verrückt an, aber ich kann nicht sechs Stunden am Stück meinem Zivi eine Klausur diktieren, ohne mich hinzulegen. Zu meiner positiven Überraschung ist der Chef des Prüfungsamtes total umgänglich und locker drauf. Ich schildere ihm die Situation und er überlegt keine zwei Sekunden: Ich solle die Prüfung so abwickeln, wie ich es für richtig halte. Schließlich wäre ich ja Experte in eigener Sache und könne meine Bedürfnisse am besten einschätzen. Ich kann kaum fassen, dass die Sache schon durch ist und jubiliere innerlich. Am Tag der Prüfung kommt ein netter Aufseher in meine Wohnung und es kann losgehen. Schon ein komisches Gefühl und meine Gedanken kommen nur schwer ins Rollen, eine zähe Angelegenheit! Mit dem Ergebnis, dass mein Zivi am Ende der Klausur fast um sein Leben schreiben muss. Kaum zu glauben, dass sechs Stunden Prüfungszeit um ein Haar nicht ausreichen.

Zu guter Letzt sei aber noch erwähnt, dass auch mündliche Prüfungen bei mir nicht immer ohne Komplikationen ablaufen. Relativ entspannt fahre ich zu meiner mündlichen Geschichtsprüfung. Vor dem Prüfungsraum will ich noch mein Beatmungsgerät in Gang setzen, da ich dann viel entspannter reden kann. Plötzlich fragt mein Zivi nach, wo denn meine Atemmaske sei. Mir wird auf einmal bewusst, dass sie zu Hause liegt und ein Anflug von Panik überkommt mich. Mein Zivi ist der Verzweiflung nahe, meine Prüfer fragen mich, ob alles in Ordnung sei und ich die Prüfung auf einen anderen Tag legen wolle? Aber ich habe mich wieder gefangen und will das Ding jetzt durchziehen. Da ich mich relativ stark auf die Atmung konzentriere, verfliegt jegliche Nervosität und ich lege problemlos eine Bombenprüfung ab.

Meine persönliche E-rkenntnis des Tages: Augen zu und durch: Irgendwie kriegt man jede Prüfung über die Bühne.

Die E-Gebrauchsregel des Tages: Weniger Bürokratie ist mehr! Der Pragmatismus soll Siegen!