Bewerbung und Karriere

Buchmesse Teil 2 – Eine hübsche Verlagsmitarbeiterin und Malu Dreyer

Wir fahren in Halle 3 und nehmen dort beide Ebenen in Angriff. Für mich ist der Bereich zum Thema Self-Publishing von größtem Interesse. Bei meiner Rundfahrt durch die Halle begegnen mir keine neuen Trends, sondern Angebote, die ich teilweise schon von Recherchen im Internet kenne. Immerhin habe ich hier die Chance, das eine oder andere persönliche Beratungsgespräch zu führen. Ich fahre bei BoD, einem der führenden „Self-Publishing“-Anbieter, vorbei und lasse mir das günstige Einsteiger-Angebot für Autoren erklären. Danach fällt mir noch der Stand von Printsystem Medienverlag aus dem Großraum Stuttgart auf. Es ist ebenfalls ein kleiner Verlag, der für Neuautoren wirbt und einen Vortrag mit dem Titel „Was für einen Neuautor wichtig ist“ ankündigt. Nebendran präsentiert sich die sozialdemokratische Zeitung „Vorwärts“, die unter anderem Bücher von Politikern vorstellt. Nachmittags ist die Ministerpräsidenten von Rheinland-Pfalz, Malu Dreyer angekündigt, die bekanntermaßen mit Multipler Sklerose (MS) lebt. Nicht nur aufgrund der Tatsache, dass sie eine Behinderung hat und damit ihr straffes Programm meistert, gehört sie zu meinen absoluten Lieblingspolitikern. Sie kommt sehr authentisch und überaus sympathisch rüber, auch wenn ich weiß, dass Eindrücke in den Medien täuschen können. Aber alles, was ich bisher von ihr hörte, klang logisch und nachvollziehbar.

Wahrzeichen: der Messeturm © Frankfurter Buchmesse/Alexander Heimann

Danach brauche nicht nur ich dringend eine Verschnaufpause, sondern auch mein Assistent, der jeden Meter zu Fuß zurücklegen muss. Wir kämpfen uns langsam aber stetig durch die Menschenmengen nach draußen. Mein Assistent holt vom Auto die Reisetasche mit allen Utensilien zum Hinliegen und wir fahren zur Sanitätsstation. Dort kennt mich scheinbar keiner mehr, obwohl ich erst vor einem Monat dort war. Einer der Mitarbeiter zögert, weil er denkt, die Liege sei zu hoch. Nach wenigen Minuten belehren wir ihn eines Besseren. Während ich durchschnaufe, ziehe ich ein erstes Resümee. Für mich war der Besuch jetzt nicht ganz „Das“, was ich mir versprochen hatte. Ich bin daran nicht unbeteiligt, denn im Vorfeld habe ich mir keinen genauen Plan gemacht, was ich mir alles anschauen möchte. Allerdings ist das auch nicht so einfach, wenn man von einer Veranstaltung keine genauen Vorstellungen hat und sich erst einmal einen Eindruck verschaffen möchte. Meine Bekannte, die schon mehrmals auf der Buchmesse war und uns bei der Fahrt durch die Hallen gut hätte unterstützen können, ist heute leider krank. Für nächstes Jahr nehme ich mir vor, gezielt 3-4 Verlage und Autoren anzuschauen sowie an mindestens zwei Lesungen teilzunehmen. Ich will ja wissen, wie es die Kollegen machen und mir vielleicht das eine oder andere Detail abschauen.

Ken Follett © Frankfurter Buchmesse/Anett Weirauch

Nachdem ich wieder einigermaßen auf der Höhe bin, geht es weiter, ohne dass ich zwischendurch mal etwas gegessen hätte. Aber mich kurz abzulegen und noch etwas vom angekündigten Vortrag mitzubekommen, war mir einfach wichtiger. Zu spät bin ich trotzdem, bekomme aber immerhin noch einen Bruchteil des Vortrages mit. Leider verstehe ich durch den hohen Hintergrund-Lärmpegel fast nichts, aber mir ist sofort klar, dass der Redner kein Schwätzer hohler Phrasen ist. Vielmehr ist es ein sehr erfahrener Verleger und ich will unbedingt mit ihm reden. Aber das haben sich auch noch ein paar andere Messebesucher gedacht. Deshalb nimmt sich seine junge Assistentin meiner an und erklärt mir das Konzept. Ich hätte zwar lieber mit dem Chef gesprochen, aber mit so einer hübschen jungen Frau, die nicht abgehoben erscheint, unterhalte ich mich natürlich sehr gerne. Plötzlich frägt sie mich, ob es in Ordnung sei, wenn sie sich neben mich auf einen Stuhl setze. Sie müsse schon den ganzen Tag stehen, wirbt sie bei mir um Verständnis. Ich finde es sogar gut, denn zum einem kann ich das Argument gut nachvollziehen, zweitens reden wir so auf einer Ebene miteinander und last but not least kann ich genau in ihre schönen Augen schauen.

© Frankfurter Buchmesse/Marc Jacquemin

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Aber nicht nur die junge Dame klagt über diverse „Steh-und Geh-Probleme“ – meine Bekannte schickt mir eine Nachricht, dass sie inzwischen wegen Plattfüßen ihren Messebesuch beendet habe. So geht es auch meinem Assistenten, aber an der Buchvorstellung von Malu Dreyer führt kein Weg vorbei. Und ich werde nicht enttäuscht, denn auch live wirkt sie wahnsinnig freundlich und hat einfach Ausstrahlung. Mit ihren Aussagen ringt sie den Zuhörern einerseits Respekt ab, andererseits bringt sie immer wieder alle zum Lachen. Ganz am Rand fällt mir ihr Dreirad auf, denn zu große Strecken zu Fuß sind wohl zu viel für sie – mehr als verständlich! Danach geht es so schnell wie möglich heimwärts. Obwohl ich erst zu Hause auf die Idee komme, mein Vesper auszupacken und damit meine zweite Mahlzeit des Tages zu mir zu nehmen, bin ich noch erstaunlich fit.

Meine persönliche E-rkenntnis des Tages: Wohl dem, der den Messebesuch mit einem fahrbaren elektrischen Untersatz bestreiten kann.

Die E-Gebrauchsregel des Tages: Bitte setzen! – Dann kommunizieren wir auf Augenhöhe.

 

Die etwas andere Messe

… und schon wieder geht es nach Frankfurt, dieses Mal ist die Buchmesse dran. Als angehender Buchautor sind ein paar Infos über neueste Trends und Entwicklungen in der Buch-Branche sehr sinnvoll. Diesmal kommen wir zu spät von meiner Wohnung weg und geraten in einen nervigen Stau. Die letzten 20 Kilometer vor der Abfahrt haben wir zähflüssigen Verkehr, danach läuft es wie am Schnürchen. Ich schaffe es tatsächlich, meinen Assistenten auf den richtigen Weg zu lotsen und bin mächtig stolz, das auf Anhieb zu schaffen. Zum Glück ist auch noch einer meiner Stammparkplätze frei. Das schauerliche nassgraue Nieselwetter bringt uns dazu, so schnell wie möglich die „Haupt-Messeader“ zu überqueren, um ins Trockene zu gelangen. Obwohl es schon nach 10:00 Uhr ist, bleibt der typische Messeansturm bislang aus. Mein Kumpel und Rollstuhlfahrer Oli ist mit der Bahn angereist und findet uns relativ schnell. Hier auf der untersten Ebene der Halle 4 finden wir keinen Stand, der uns jetzt besonders anziehen würde und wir fahren eine Ebene höher. Wir sehen den einen oder anderen interessanten Stand und mir springen ein paar schöne Buchcover ins Auge. Leider ist es für mich etwas schwierig, da ich die Bücher nicht einfach in die Hand nehmen und durchblättern kann.

© Frankfurter Buchmesse/Alexander Heimann

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wir fahren an einer Autorenlesung vorbei, die ich ziemlich langweilig finde und bei mir sofort den Vorsatz auslöst, einmal eine fetzigere und ausdrucksstärkere Lesung für mein Buch abzuhalten. Dann endlich ein Verlagsstand, der mein Interesse anzieht: Der Verlag wirbt speziell um Neuautoren und ich lasse mir kurz deren Konzept erklären. Nur wenige Stände weiter sehe ich plötzlich Bücher mit dem Namen eines mir bekannten Autors, den ich etwas näher kenne. Er hat mich unlängst über die Frage, ob nun der Vertrieb über einen Verlag oder Self-Publishing für mich sinnvoller sei, beraten. Es wird angekündigt, dass er um 14:00 Uhr am Stand ist, aber ich schaffe es leider nicht, zu dieser Zeit dort zu sein.

Lesezelt mit ganz vielen Fans © Frankfurter Buchmesse/Alexander Heimann

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Mit einer anderen Bekannten mache ich per WhatsApp aus, dass wir uns gleich ein Stockwerk höher bei Springer treffen. Sie arbeitet bei dieser Firma und kann mir eventuell einen Kontakt für ein Praktikum herstellen. Um Missverständnissen vorzubeugen: Es handelt sich nicht um Axel Springer, sondern um den wesentlich seriöseren und wissenschaftlich orientierten Springer-Verlag, der auch in Heidelberg ansässig ist. In der obersten Etage bei den Wissenschaftsverlagen wird es ziemlich voll und die Besucher strömen in Scharen. Meine Bekannte findet mich vor lauter Menschen erst mal nicht. Nachdem wir uns gefunden haben, wechseln wir aber schon bald die Halle, da die vielen wissenschaftlichen Themen und Fachbücher sehr schnell langweilig werden. Wir fahren zielstrebig zum Aufzug, um nach unten zu fahren. Zum Glück müssen wir nicht ganz nach unten, sondern können auf der Zwischenebene trocken die Halle wechseln. Das geht sogar relativ unkompliziert, was ich mir für die IAA merken muss. Von oben zeige ich meinem Assistenten den Eingang zur Sanitätsstation. Dann geht die Fahrt im dichten Menschenstrom weiter…

Meine persönliche E-rkenntnis des Tages: Eine Buchmesse ist lange nicht so von Emotionen geprägt wie eine Automesse.

Die E-Gebrauchsregel des Tages: Immer schön die IAA zum Vorbild nehmen, dann kann nichts schiefgehen.

 

 

Schmerz lass nach – Durchhaltevermögen zahlt sich aus!

Als freier Journalist ist es sehr wichtig, Kontakte zu Knüpfen und zu erhalten sowie mögliches Material und Ereignisse für gute Storys zu sammeln. Es gehört zum täglichen Brot, Menschen, Firmen oder Veranstaltungen zu besuchen. Die Schwierigkeit des Journalisten bzw. der Journalistin besteht darin, dass er oder sie im Vorfeld nie ganz sicher sein kann, ob es sich bei der jeweils anstehenden Recherche oder Informationsbeschaffung für einen potentiellen Artikel um eine lohnende Zeitinvestition handelt. Mit dieser Art von „Berufsrisiko“ war ich schon öfter konfrontiert, ein typisches Beispiel war ein Termin beim Selbsthilfeverein „Arbeitskreis Barrierefrei“ in Mannheim.

Arbeitsplatz 2Das lief wie folgt ab: auf der Hinfahrt bekomme ich mal wieder Probleme mit meiner Hightech-Steuerung und mein Helfer muss mich auch über Straßenbahnschienen und Bordsteine fahren. Jedenfalls verschüttelt es mich zwei, drei Mal so stark, dass mir danach einige Knochen weh tun. Am liebsten würde ich gleich wieder umdrehen, aber ich beiße auf die Zähne. Und ich bin sogar fast pünktlich an Ort und Stelle. Die Ausführungen des Vorsitzenden des Vereins dauern lange und die Diskussionen laufen zäh. Das liegt auch daran, dass viele Menschen etwas sagen, die gravierende Sprechprobleme haben und für ihre Aussagen eben ein bisschen länger brauchen. Aber ich finde es toll, dass auch sie die Chance haben, sich in aller Ruhe zu artikulieren und gegebenenfalls ihren Unmut zu äußern. Trotzdem dauert mir heute alles viel zulange, die Schmerzen sind schon längst wieder voll da… ich bin kurz davor, früher zu gehen, aber dann wäre der ganze Aufwand umsonst gewesen. Ohne mit ein paar Anwesenden zu sprechen und vielleicht ein Bild mit ihnen zu machen – das könnte ich mir nicht verzeihen.

Journalist CAls der offizielle Teil endlich vorbei ist, beginnt meine eigentliche Arbeit: Ich fasse mir ein Herz und spreche eine Rollstuhlfahrerin an. Ich frage erst mal belanglose Dinge, etwa ob sie schon länger Mitglied in diesem Verein sei. Am Ende des Gesprächs möchte ich dann endlich wissen, ob sie für ein Bild zu Verfügung stehe, damit ich meinen Besuch festhalten könne. Als sie verneint, besteht meine einzige Hoffnung darin, meine engagierte und hilfsbereite Bekanntschaft aus dem Arbeitskreis um Hilfe zu bitten. Sie ist sofort einverstanden und ich ergreife die Chance am Schopf: Die sehr nette und aufgeweckte Diskussionsleiterin im Rollstuhl und den Behindertenbeauftragten der Stadt würde ich gerne mit aufs Bild nehmen. Kein Problem – meine Unterstützerin trommelt alle zusammen und das Bild wird gemacht. Die Diskussionsleiterin ist sehr offen und ich komme mit ihr ins Gespräch. Auf meine dezente Nachfrage versichert sie mir, dass ich mich gerne melden könne um etwas ausführlicher zu reden. Jawoll, jetzt habe ich meinen Ansatz für eine mögliche Story und atme innerlich tief durch. Etwas gequält und ausgepowert fahre ich zurück, aber mit einem sehr guten Gefühl.

Meine persönliche E-rkenntnis des Tages: Journalisten müssen mitunter große Opfer bringen.

Die E-Gebrauchsregel des Tages: Engagierte Bekanntschaften sind Gold wert!

 

Die Leiden eines Texters

Heute, Dienstag 19 Uhr, bald ist es Zeit, zur Straßenbahn zu fahren. Ich möchte wieder zum allwöchentlichen Filmabend mit meinen Kumpels, worüber ich schon berichtet habe. Plötzlich bekomme ich einen Anruf und es ist mein Kumpel. Er sagt mir leider schon wieder ab: Es ist echt blöd, aber er ist immer noch erkältet und nicht in der Stimmung, Filme zu schauen. Der arme Kerl, das geht jetzt schon vier Wochen so und es ist kein Ende in Sicht. Auch wenn er kein Gemüse mag und meiner Meinung nach viel zu wenig Vitamine zu sich nimmt, tut er mir jetzt leid.

Burnout4Dieses Mal finde ich es auch richtig schade, obwohl ich auch einiges zum Schreiben habe. Meinen Zeitplan habe ich heute schon mehrfach über den Haufen geworfen und jetzt konterkariere ich ihn nochmal. Anstatt mir eine Pause zu gönnen, bleibe ich am Bildschirm sitzen, mit der Absicht, noch kurz an einem angefangenen Text zu feilen. Aus kurz wird allerdings drei Stunden und mein Vorsatz, abends nicht mehr soviel zu arbeiten, löst sich in Schall und Rauch auf. Meine Helferin ist nicht überrascht, da sie es schon lange aufgegeben hat, an die Richtigkeit meiner Zeitansagen zu glauben. Aber so ist das halt, wenn man es als Freier Texter nicht schafft, die geistige Kreativphase des Vormittags ausschließlich zum Arbeiten zu nutzen.

Meine persönliche E-rkenntnis des Tages: Verlasse dich nie auf deinen persönlichen Zeitplan.

Die E-Gebrauchsregel des Tages: Freie Texter im E-Rollstuhl wissen nicht, wann der Feierabend beginnt.

 


Zu schön zum Arbeiten

Es ist mal wieder zum Verrückt werden, ich komme heute einfach nicht zum Arbeiten. Entnervt lasse ich mich ins Bett und von dort aus auf meinen WC-Stuhl setzen. Es geht ins Bad, den Ort meiner Träume 🙂 Ich kann mir wirklich nichts Schöneres vorstellen, als den halben Vor- und Nachmittag ganz einsam und verschlossen in einem schön gefliesten Raum zu verbringen. Die Geschichte hört sich zwar komisch an, aber es ist wirklich sch…,  Verdauungsprobleme zu haben und gleichzeitig arbeiten zu müssen.

IMG_0115Gut, ich habe genug Zeit, mir in der Zwischenzeit Texte zu überlegen, aber es ist eben auch blöd, sämtliche Bürotätigkeiten in einem dafür nicht vorgesehenen Raum zu verlagern. Wer wollte nicht schon immer mit seinem Chef telefonieren, wenn er zum Beispiel gerade auf dem Klo sitzt? Na ja, Stress machen bringt eh nix und deshalb versuche ich mich nicht aufzuregen. Es kommen sicherlich wieder bessere Tage. Auch wenn der Zeitverlust für mich nur schwer zu ertragen ist.

P.S.: Damit wir uns nicht falsch verstehen, es geht nicht nur um Klogeschichten, denn es gibt noch andere Umstände, die mich sehr viel Zeit kosten: Ich sollte mich zur Entlastung jeden Tag zwei Mal hinlegen; wenn ich mich verschlucke, hat das langwierige Abhustprozeduren zur Folge; zum Essen brauche ich verhältnismäßig viel Zeit.

Meine persönliche E-rkenntnis des Tages: Es ist nicht unbedingt erstrebenswert, mehrere Arbeitsplätze zu haben.

Die E-Gebrauchsregel des Tages: Schätze es, in Ruhe und ohne Unterbrechung arbeiten zu können.

 

Der Messe-Dreiteiler – Teil 1: Die momentane Job-Situation

Momentan bin ich im Rahmen von Hartz IV selbstständig tätig. Aber ich versuche alles, um mich als Freier Texter zu etablieren, da die Chancen auf eine Festanstellung eher gering sind. Und erste kleine Erfolge kann ich schon für mich verbuchen, habe seit dem Studium einige interessante Auftraggeber gefunden: Da wäre der AKAD-Hochschulverband, für dessen Hochschulmagazin ich schreibe, das Rathaus in Heidelberg, das gerade eine neuen Internetauftritt vorbereitet und dafür Texte benötigt, die Zeitschrift RehaTreff und der SPD-Bundestagsabgeordnete Lothar Binding.

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Die erfolgreichsten Kontakte basieren auf persönlichen Begegnungen und Beziehungen. Zu der Zeitschrift RehaTreff bin ich dadurch gekommen, weil der Chef meines Pflegedienstes ein ehemaliger Studienkollege des Chefredakteurs ist. Es entstand die Idee, dass ich einen Artikel über meinen Pflegedienst schreibe und diesen bei RehaTreff anbiete. Lothar Binding habe ich bei einem Vortrag angesprochen und er war sofort – ohne diese gelesen zu haben – an Texten von mir interessiert. Was erst einmal daran lag, dass ich auf meinen engen Bezug zu sozial- und behindertenpolitischen Themen und mein Know-how darin aufmerksam machte. Hinzu kam, dass ich es hier mit einem sehr offenen, authentischen und engagierten Politiker (unabhängig von der Partei) zu tun hatte. Als Experte vom Fach sind auch die Messen im Pflege- und Rehabereich für mich als Kontaktbörse sehr wertvoll.

Meine persönliche E-rkenntnis des Tages: Persönliche Kontakte sind alles!

Die E-Gebrauchsregel des Tages: Auftraggeber mit Engagement und Verstand sind gefragt.

 

Teil 2: Messebesuch in Stuttgart und Karlsruhe – Der Vergleich

Meine Erlebnisse und Erfahrungen der Pflegemesse in Stuttgart 2012 sowie der Reha-Messe REHAB 2013 möchte ich gerne im Vergleich erläutern.
Da ich mich im Bereich Pflege gut auskenne, finde ich schnell Gefallen an der Idee eines Freundes aus der der Medizinprodukte-Branche, mein Glück auf der Pflegemesse in Stuttgart zu versuchen. Ich bereite mich intensiv auf die Messe vor, unter anderem verschaffe ich mir einen genauen Überblick über die Aussteller und drucke einige Lebensläufe sowie Probeartikel zum Verteilen aus. Die Fahrt dorthin ist allerdings mit einigen Hürden verbunden, da der Stuttgarter Nahverkehr nicht gerade als rollstuhlgerecht zu bezeichnen ist. Die Absätze in die S-Bahnen sind oft zu hoch und der Abstand der Bahnsteige zur Bahn zu groß.

IMG_0077Auf der Messe finde ich mich dann schnell zurecht und im Pressebereich wieder. Dort bekomme ich die Info, dass es kostenloses Mittagessen gibt, was vor allem meinen Helfer freut. Die Stände der Pflegemesse beschränken sich auf eine große Halle. Ich überlege nicht lange und steuere gleich den ersten Stand an, wo eine Pflegebetten-Firma ausstellt. Bevor sich der Messe-Abgesandte der Firma versieht, spreche ich ihn auch schon an. Ich erkläre ihm, dass ich mich mit Pflegebetten gut auskennen würde und ich Freier Texter wäre. Dann schiebe ich noch hinterher, ob bei seiner Firma Interesse und Bedarf an Texten bestünde. Dieses Vorgehen ruft die im folgenden Abschnitt beschriebene Problematik hervor:

Da die Geräuschkulisse sehr hoch ist und ich wegen meiner Beatmungsmaske etwas schlechter zu verstehen bin, ist eine Unterhaltung für mich ziemlich mühsam. Manchmal hätte ich echt gerne ein MEGAPHON! Hinzu kommt noch, dass sich einige Firmenvertreter in das letzte Eck ihrer Stände verkriechen, um bloß nicht in ihrer Ruhe gestört zu werden. Aber immer noch besser, als ohne Verstand und Motivation eine Unterhaltung zu führen. Denn wer sich mit einem Rollstuhlfahrer unterhält, ist gelegentlich gut beraten, sich etwas herunter zu beugen oder in die Hocke zu gehen. Gott sei Dank gibt es einige aufgeschlossene Firmenvertreter, die das beschriebene Prinzip tatsächlich anwenden, mir geduldig zuhören und nicht abgeneigt scheinen. So habe ich beispielsweise die Möglichkeit, mit der Inhaberin eines kleinen Verlages zu sprechen, die sich sehr interessiert an kreativen Texten zeigt. Deshalb fahre ich zumindest mit einem kleinen Auftrag nach Hause.

falsche EbeneDie Anfahrt zur Messe in Karlsruhe läuft eindeutig besser und angenehmer. In die S-Bahnen kommt man im Rhein-Neckar-Kreis als Rollstuhlfahrer über eine simple Klapprampe ganz einfach hinein. Am Hauptbahnhof stehen Shuttle-Busse bereit, die den Transfer zur Messe sehr vereinfachen. Wenn man dann noch von engagierten Fahrern, die ihre Gesangskünste zum Besten geben, gefahren wird, beginnt der Messetag schon mal sehr gut! Auch in Karlsruhe komme ich bequem durch den Presseeingang in die Besucherhallen. Dort ist wesentlich mehr los wie in Stuttgart, dennoch kommt es mir nicht so laut vor – wahrscheinlich weil ich es von Stuttgart noch gewohnt bin. Die REHAB entspricht meinen Bedürfnissen und Interessen als E-Rollstuhlfahrer wesentlich mehr. Ich treffe auch ein paar bekannte Gesichter, die REHAB ist eine große Plattform für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen, darunter viele Rollstuhlfahrer.

Dieses Mal spreche ich nicht so viele Firmenvertreter an den Ständen an und vermeide es, unvermittelt den Grund meines Gesprächs zu erwähnen. Ich überlege mir genau, was ich sagen will und wo es Sinn macht, mit jemandem zu sprechen. Dieses Mal bin ich besser vorbereitet, habe Visitenkarten und Hefte dabei, in denen Artikel von mir veröffentlicht sind. Ich bin gespannt, wie die Resonanz diesmal ausfällt. Ohnehin ist die Frage, ob es sinnvoll ist, auf einer Fachmesse seine Dienste als Freier Journalist anzubieten. Meine Journalisten-Kollegin sieht es eher skeptisch, da viele Hersteller schon eine eigene Presseagentur für solche Arbeiten engagiert haben und auf den Messeständen meistens nicht die richtigen Ansprechpartner vorzufinden sind. Ich gebe ihr teilweise recht, denn für Autoren einer Zeitschrift wie RehaTreff ist die Messe vor allem als Ideenbörse und Impulsgeber für spätere Artikel sowie zur Kontaktpflege wichtig. Aber das Beispiel Stuttgart zeigt, dass es auch positive Ausnahmen gibt und keine Mühe gänzlich umsonst ist.

Meine persönliche E-rkenntnis des Tages: Eine Messe gibt einiges her – mit einer guten  Vorbereitung und klaren Zielsetzung.

Die E-Gebrauchsregel des Tages: Der richtige Blickwinkel und die nötige Sensibilität ist entscheidend.

 

Teil 3: Fachlicher Überblick – Was gibt es Neues?

Neben der Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen, waren beide Messen für mich genauso wie für andere Rollstuhlfahrer und Menschen mit Behinderung auch als Informationsplattform sehr wichtig. Von meiner Kollegin bekomme ich zu hören, dass die REHAB dieses Jahr nicht so viel zu bieten habe: Kaum Neuheiten oder spektakuläre Hilfsmittel und ein schwächeres Rahmenprogramm. Es besteht die Vermutung, dass die Motivation beim Messebetreiber dieses Mal nicht ganz so hoch war, da er die Messe ab nächstes Jahr an einen anderen Betreiber verkauft hat. Dennoch will ich mir selbst ein Bild machen. Den Golfparcours inklusive Paragolfer für mobilitätseingeschränkte Golffans finde ich jedenfalls klasse. Auch ein  Strandrollstuhl mit riesigen Reifen, einen Strandliegestuhl und Strandrollator, der so genannte JOB Walker, finden meinen Zuspruch.

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Es werden inzwischen viele Möglichkeiten ausgeschöpft, um Rollstuhlfahrern eine sehr individuelle Freizeitgestaltung zu ermöglichen. Für die Sportler unter den Rollstuhlfahrern steht ein Handbike und dazugehörigem Rollstuhl mit Reifen fürs Gelände bereit. Den Segway-Rollstuhlfahrer als Apache für befestigte Straßen und Sitting Bull mit Spezialbereifung fürs Gelände finde ich echt heiß. Inzwischen gibt es übrigens einige Reiseanbieter, die interessante barrierefreie Reisen anbieten. Schön und gut, aber was machen die klassischen Hilfsmittel und Alltagshilfen, um die Behinderung auszugleichen und ein Leben mit ihr zu vereinfachen.

IMG_0078Sitzschale eins

                                                                                                                                              Als E-Rollstuhlfahrer interessieren mich natürlich die Hersteller von E-Rollstühlen: Hier bleibe ich an der neusten Version des E-Fix von Alber hängen, da ich dieses Modell in seiner Urversion vor 15 Jahren gefahren habe. Ich bin erstaunt über den enormen zwischenzeitlichen Fortschritt. Danach lasse mir den E-Rollstuhl von Permobil mit sechs Rädern erklären, der tatsächlich auf einer Stelle drehen kann. Raffiniert, aber ich finde meinen E-Rollstuhl wendig genug. Die E-Rolli-Teststrecke der Firma Etac, die den Nachfolger meines E-Rolli-Modells herstellt, würde ich am liebsten ausprobieren, aber der ausgestellte Nachfolger sieht so instabil aus, dass ich lieber weiterfahre. Meine nächste Station ist die Firma Seats, die mit einer geeigneten Technik einen passgenauen Schaumstoffabdruck für die Rollstuhlsitzschale produzieren kann. Für mich, der  wegen seines Körperbaus und den fehlenden Fettpolstern auf ein weiches Ersatzpolster angewiesen ist, ein genialer Ansatzpunkt. Am Start sind auch einige Autoumrüster, die Großraumfahrzeuge mit Rampe/Hebebühne und Befestigungssystem anbieten oder aber eine Limousine mit Einstiegshilfe und dem mittlerweile bewährten Gasring.

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Dann komme ich zu den besonders interessanten Kommunikationshilfen für in der Mobilität sehr eingeschränkte Personen wie mich. Die Aussteller haben nichts Revolutionäres zu bieten, denn die umfangreiche Bedienung von elektronischen Geräten wie Fernseher, Stereoanlage und Telefon in der eigenen Wohnung durch eine Umfeldsteuerung ist nicht neu. Die Frage ist jeweils nur, ob die Krankenkasse bezahlt. Dass die neue Generation der Umfeldsteuerung RolliX einen Bildschirm hat, der  hervorragende Kontraste hervorbringt und sehr gut lesbar ist, reißt mich nicht gerade vom Hocker. Mit meinem System komme ich sehr gut klar. Schon eher spricht mich das neue Feature an, das per Schreib-Applikation SMS über das Smartphone versenden kann und eine Kalender- und Notizbuch-Funktion beinhaltet. Als Planer vor dem Herrn fasziniert mich so was natürlich, dumm nur, dass ich handytechnisch nicht auf dem neusten Stand bin und kaum SMS schreibe. Im Notfall habe ich ja noch meine Helfer.

IMG_0070IMG_0082Wenig später höre ich im Vorbeifahren Bruchstücke eines Vortrages, bei dem es um Assistenzsysteme und technikunterstütztes Wohnen geht. Ein Mitarbeiter der Niwoge eG Wohnungsgenossenschaft schwärmt von sozialen Assistenzsystemen für die Wohnkonzepte der Zukunft. Obwohl das ein hochspannendes Thema für mich ist, bekomme ich kaum mehr etwas mit, ich bin einfach nicht mehr aufnahmefähig. Und als der gute Mann davon anfängt, dass sein Unternehmen nun Pflegestützpunkte in die Wohnprojekte integriert, schalte ich komplett auf Durchzug und gebe Vollgas. Denn in meinem Wohnhaus gehört das schon lange zum Standard und ich habe sowieso mein eigenes Assistenzteam am Start.

Meine persönliche E-rkenntnis des Tages: Auf einer Reha-Messe finden Rollstuhlfahrer nichts, was es nicht gibt.

Die E-Gebrauchsregel des Tages: Man glaubt kaum, wie viel High-Tech in einem Rollstuhl und anderen technischen Hilfmitteln steckt.

 

Bewerbungsgespräch an einer deutschen Hochschule

Ich bin mal wieder unterwegs zu einem weiteren Bewerbungsgespräch. Diesmal geht’s an eine Hochschule. Ich glaube, so intensiv habe ich mich noch nie auf ein Bewerbungsgespräch vorbereitet. Ich sollte im Vorfeld eine Kurzpräsentation der Hochschule und zwei weitere kleine Artikel schreiben sowie ein Konzept für zukünftige Pressearbeit erstellen. Naja, ganz schön viel Arbeit, aber es bringt einen ja weiter! Im Auto gehe ich in Gedanken noch einmal mein Konzept durch und nach einer extra Runde in der Innenstadt sind wir auch schon da.

Ich werde nur kurz nervös, da der normale Aufzug für mich eine Nummer zu klein ist, aber zum Glück gibt es ja Lastenaufzüge! Oben erwartet mich auch schon ein Mitarbeiter der Hochschule: Ich soll in 30 Minuten eine Pressemitteilung schreiben über ein Thema, das ich vorher nicht kannte. Da mein Rollstuhl für den Büroraum zu groß ist, muss die Sekretärin erstmal Umbaumaßnahmen vornehmen. Bis alles passt, sind 10 wertvolle Minuten verstrichen. Aber egal jetzt, ich versuche locker zu bleiben und mit Köpfchen vorzugehen. Es läuft ganz gut und ich merke zum Glück nicht, dass der Mitarbeiter bereits nach 20 Minuten wie ein „Presser“ an der Tür steht. Als er verkündet, ich solle doch nun bitteschön zum Ende kommen, bin ich erstaunlicherweise recht entspannt. Trotzdem finde ich es etwas dreist, dass ich nicht 10 Minuten länger Zeit bekomme, wäre ja nur fair.

Ich fahre hinter ihm her ins Besprechungszimmer, wo sieben weitere Hochschul-Menschen auf mich warten. Eine gewisse Skepsis bei den Beteiligten ist kaum zu verkennen und für mein Empfinden stelle ich mich bei den Fragen nicht gerade gut an. Nach dem Gespräch zeigt sich der Hochschul-Mitarbeiter von seiner besten Seite und begleitet mich bis zum Ausgang. Ich weiß nicht recht, was ich von diesem Gespräch halten soll und bin mir nicht sicher, ob dies überhaupt der richtige Arbeitsplatz für mich wäre. Ein paar Tage später wird mein seltsames Gefühl negativ mit einer spottbilligen Absage bestätigt.

Meine persönliche E-rkenntnis des Tages: Bewerbungsgespräche sind mit höchster Vorsicht zu genießen und du kannst dir nie sicher sein!

Die E-Gebrauchsregel des Tages: Auch E-Rollstuhl-Fahrer haben es drauf 😉 wenn die Bedingungen passen…

 

So wurde ich zum Texter

Die Suche nach einem Praktikumsplatz fürs Politikstudium stellte sich als sehr langwierig heraus. Durch einen nützlichen Hinweis des Behindertenbeauftragten blieb ich beim Studentenwerk hängen und traf die sehr engagierte Öffentlichkeitsarbeiterin. Endlich einmal jemand, der sich einsetzte und dem nicht alles zuviel war. Bei meinem Praktikum im Bereich Öffentlichkeitsarbeit des Studentenwerks konnte ich einige Pressemitteilungen und Artikel schreiben sowie Interviews führen. Es war ein gelungener Praxistest, der Spaß machte.

Das Praktikum nahm rückblickend einen bedeutenden Stellenwert in meinem Werdegang ein. Es war der Auslöser für jene Tätigkeiten, die ich jetzt ausführe und auch zukünftig ausführen werde: Das Texten, den Journalismus und die Arbeit in der Öffentlichkeitsarbeit. Zunächst führte es dazu, dass ich als Mitarbeiter der Studentenzeitschrift Artikel über die Universität, den Uni-Alltag und die Serviceleistungen für Studenten Artikel verfasste. Da mir das Schreiben viel Spaß bereitete, stand meine Entscheidung – später als Texter und Journalist zu arbeiten – schon bald fest.

Nach dem Studium sammelte ich bei einem Praktikum in der Kommunikationsabteilung der SRH wertvolle Erfahrungen. Mein Chef war genauso, wie man sich einen guten Chef vorstellt: nett, freundlich, fordernd, fördernd und immer mit der nötigen Lockerheit. Ganz toll war, dass meine Einschränkungen als E-Rollstuhl-Fahrer für ihn gar keine Rolle spielten. Er gab mir die nötige Flexibilität und erklärte, dass es nicht darum gehe, möglichst viel Zeit im Büro zu verbringen und es zu bewohnen. Aufs Ergebnis kam es ihm an.
Schade, dass es noch zu wenige Chefs gibt, die so denken, und meine nachfolgenden Geschäftspartner nicht alle das Beste mit mir im Sinn hatten. Eine sehr schlechte Bezahlung – was ja noch zu ertragen war – und noch viel schlimmer: Falsche Versprechungen. Als ich bemerkte, dass ich mich auf die wenigsten Aussagen von den Geschäftspartnern meines bisherigen Berufslebens verlassen konnte, wusste ich, dass der Beruf als Freier Texter und Journalist ziemlich hart werden wird. Es ist ein blödes Gefühl, ausgenutzt zu werden. Andererseits dachte und denke ich immer, dass mich jeder Artikel ein Stück weiterbringt. Bedenken habe ich keine, denn der richtige Job wird mit großer Sicherheit kommen.

Meine persönliche E-rkenntnis des Tages: Mit dem richtigen Chef ist alles möglich!

Die E-Gebrauchsregel des Tages: Die meisten E-Rollstuhl-Fahrer sind Arbeitstiere von großer Zähigkeit.

2 Gedanken zu „Bewerbung und Karriere

  1. Gratuliere. Sehr gelungen!
    Anregung: Texte für ältere Menschen, die z. B. an Post-Polio leiden und Probleme mit Hilfsmittelversorgung oder ReHa haben.

  2. Hallo Marcel,
    Du beschreibst auch diese Situation mit einer entlarvenden Klarheit ,wie wir Menschen miteinander umgehen. Ich staune auch über die tollen Comic-Bilder – Wer erstellt diese? Glückwunsch zu diesen treffenden Darstellungen – ich muß wirklich lachen,weill viele Erinnerungen an solche Situationen in mir auftauchen.
    Gruß Werner

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