Nur Liegen ist schöner!

Es ist eine tolle Sache, wenn man als beatmeter E-Rollstuhlfahrer die Möglichkeit hat, für den Hersteller seines Beatmungsgerätes Praxisvorträge zu halten. Vor allem wenn es immer in eine andere interessante Stadt geht. Durch meine Vorträge auf Beatmungskongressen kam der Kontakt zustande. Wohl dem körperlich eingeschränkten Referenten, der so coole Übernachtungsmöglichkeiten wie in einer Münchner Vorstadt zur Verfügung gestellt bekommt. Dieses Mal ist Schwerin an der Reihe, was eine lange Zugfahrt nach sich zieht. Mit 2 Assistenzkräften sitze ich im ICE und bereits kurz nach Mannheim stellen sich starke Schmerzen an meinem rechten Rippenbogen ein.

Beim Vortrag in Schwerin

Während meinem Vortrag in Schwerin

Da kommt meinem Assistenten Tobias eine super Idee: „Du könntest dich doch einfach quer auf die Sitzreihe neben deinem Rollstuhl-Stellplatz legen“, meint er. Ich glaube, mich verhört zu haben, da mir dieses Vorhaben viel zu kompliziert und nicht gerade praxistauglich erscheint. „Wir haben noch über 5 Stunden Zeit!“, ermutigt er mich. Eigentlich hat er völlig recht und zu verlieren gibt es ja nichts. Eine kurze Planungs-Phase genügt, dann legen wir los: das Kopfkissen kommt auf das eine Ende der Sitzreihe und während meine Assistentin Veronika die Sitzflächen nach unten drückt, schwenkt Tobias mich aus dem Rollstuhl in die Waagrechte. Ich liege! Zuerst unbequem, dann werden meine Beine mit 2 Kissen, die ich sowieso dabei habe, unterpolstert. Jetzt nur noch eine Lösung für die Füße finden, die über die äußere Armlehne nach unten hängen. Hierzu muss das Beatmungsgerät als Fußstütze herhalten 🙂 für die Fahrgäste an Bord ist der Durchgang zwar etwas schmal, aber es geht. Ab und zu wird mein Fuß fast heruntergeworfen, aber das sind Nebensächlichkeiten. Auch dass 2 oder 3 Fahrgästen bei unserer „Spezial-Transportaktion“ Mund und Augen weit offen stehen. Das Gefühl, im Liegen Zug zu fahren, ist einzigartig… man schwebt förmlich durch die Landschaft, den Himmel und die Bewegung der Wolken immer fest im Blick!

Auf jeden Fall funktioniert das Liegen super und ich habe eine so lange Entlastungsphase, wie ich es mir nie hätte träumen lassen! Deshalb hören einige Pflegekräfte am nächsten Tag einen Vortrag von einem sehr entspannten Referenten über seine „Heimbeatmung in der Praxis“. Reinhören lohnt sich: Beginn der Beatmung und Selbstbestimmung bei Beatmung.

Meine persönliche E-rkenntnis des Tages: Es gibt immer eine Lösung, man muss es einfach nur machen oder machen lassen!

Die E-Gebrauchsregel des Tages: Jaaaaa, ein ICE-Abteil lässt sich auch zum Liegewagen umfunktionieren.