Unterwegs im Ehrenamt – Kontaktpersonen-Schulung Teil drei

Am Morgen danach ist ein letztes Mal zwei Stunden Konzentration gefragt. Zum Ende des Seminars hat jeder 30 Sekunden Zeit dafür, ein Schlusswort zu sprechen. Der grundsätzliche Tenor ist: Uns allen hat es sehr gefallen. Der große abschließende Auftritt bleibt Vitali’s Mutter vorbehalten. Erst ist sie recht zögerlich und will am liebsten gar nichts sagen. Doch dann legt sie los! Nach 30 Sekunden ist sie noch lange nicht am Ende, weshalb Vitali zwangsläufig einschreitet: „Stopp Mama! Redezeit ist vorbei!“ Wir müssen brüllen vor Lachen und sind am Ende des Seminars angelangt!

150313_15_DGM_021

Einfach sympathisch: Vitali’s Mutter ist der Knaller 🙂

Auf meinem Hotelzimmer lege ich mich vor der Rückfahrt noch eine Runde ins Bett. Mein Helfer packt alles zusammen, verfrachtet einen Großteil ins Auto und geht dann in Ruhe Mittagessen. Erst danach fahre ich als einzig verbliebener DGM-ler noch in den Speiseraum. Obwohl ich wirklich spät dran bin, lasse ich mir diese Mahlzeit nicht entgehen, denn das Essen ist wie beim letzten Mal einfach klasse!

150313_15_DGM_060

Bitte recht freundlich: gute Stimmung beim Gruppenfoto.

Im eigentlichen Speiseraum ist kein Platz mehr und ich muss in den Wintergarten ausweichen. Hier ist gerade ein großes Fest im Gange, eine Konfirmation. Da immer wieder Leute an meinem Tisch vorbeilaufen, nehme ich einen Logenplatz zur Beobachtung der Festgäste ein. Aber eigentlich beobachten sie eher mich. Ich bilde es mir nicht ein, die Gäste verlangsamen an meinem Tisch eindeutig den Schritt. Ist ja auch wirklich spannend, wie mein Helfer mir das Essen in den Mund schaufelt. Vor allem die kleinen Gäste scheinen fasziniert und ihre Reaktion kann ich auch verstehen. Denn es ist ja nicht das Normalste von der Welt, einem beatmeten E-Rollstuhlfahrer bei der Fütterung zuzuschauen. Im Gegenteil finde ich es super gut, wenn sich unsere kleinen Mitmenschen dafür interessieren, wie Menschen mit verschiedenen Behinderungen aussehen und mit welchen Einschränkungen sie zu leben haben. Besonders viel Herzlichkeit strahlt ein Mädchen aus, das mich mit ihrem schönsten Lächeln anschaut.

Meine persönliche E-rkenntnis des Tages: Es zeugt von Souveränität, den neugierigen und interessierten Blick von Mitmenschen auszuhalten.

Die E-Gebrauchsregel des Tages: Ehrlich gemeintes Interesse an Behinderungen ist wichtig und gut.