Unterwegs im Ehrenamt – Kontaktpersonen-Schulung Teil 2

Mein großes Problem ist, dass ich beim Sitzen noch mehr Schmerzen wie gestern habe, aber ein Vortrag geht noch… Er handelt vom Ehrenamt und wie es zu verstehen und auszufüllen ist. „Aber keine Angst“, wirft Herr Ganter sofort ein und bekräftigt: „Es gibt kein „genau so geht es“, sondern für jeden genügend Gestaltungsspielraum. Jeder macht es ein bisschen anders und das ist auch gut so.“ Um gewisse Formalien kommt man allerdings nicht herum, es gibt bestimmte Regeln, die einzuhalten sind. Aber dann geht plötzlich gar nichts mehr, die rote Linie ist für mich überschritten, ich kann nicht mehr! Hals über Kopf und mitten im Vortrag fahre ich in mein Zimmer und lege mich ab. Natürlich ärgere ich mich etwas, dass es ausgerechnet beim Seminar mit dem Sitzen nicht so gut klappt, aber es hilft ja nichts. Das Gespräch mit meinem Helfer und ein weiteres Kapitel in meinem Hörbuch bringen mich auf andere Gedanken. Da die Zeit ziemlich knapp ist, nehme ich das Mittagessen auf dem Zimmer ein und schaue nebenbei, wie es St. Pauli, die Lieblingsmannschaft meines Helfers, nicht gebacken bekommt, einen Vorsprung über die Zeit zu retten.

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Informativ: Wir bekommen einige interessante Vorträge zu hören

Es geht weiter mit einer „Traumreise“, auf der uns der Sozialberater zu uns selbst finden lässt. Ganz langsam liest er uns alle Halbhandlungsschritte vor, die wir umsetzen sollen. Zuerst entspannen wir uns, was mir nicht wirklich gelingt. Danach begeben wir uns auf eine Reise durch unser Leben mit unserer Behinderung, kommen an so mancher Situation vorbei, die wir erlebt haben. Alles schön und gut, aber ich könnte verzweifeln mit meinem Bein und muss mich nach der Kaffeepause schon wieder hinlegen. Ich komme zum Teil Beratung viel zu spät, aber immerhin bin ich beim fiktiven Beratungsgespräch mit dabei. Zwei meiner Kontaktpersonen-Kollegen „dürfen“ die Probe aufs Exempel machen. Der eine soll den anderen wegen einem Problem beraten. Ich finde, die machen das beide richtig gut, trotzdem gibt es danach eine rege Diskussion mit einigen Verbesserungsvorschlägen. Genauso muss es sein! Der zweite Versuch wird dann deutlich besser.

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Small Talk beim Kaffee trinken: Pausen sind immer willkommen!

Dieses Mal fahre ich direkt mit zum Abendessen, zum Glück mit lauter netten DGM-lern. Eine der Teilnehmerinnen frägt gleich nach, ob ich danach noch mit in die Kneipe komme. Das lasse ich mir dieses Mal nicht zweimal sagen. Zuvor mache ich nähere Bekanntschaft mit dem „großen, kasachischen Bären“ Vitali und seiner Mutter. Die zwei sind ein absolut geniales Pärchen, unsere Unterhaltung mit ihnen gestaltet sich ziemlich lustig. Vor allem wenn sie beginnen, über ein bestimmtes Thema zu diskutieren. Ich bin fasziniert, wieviel Geduld Vitali aufbringt, wenn seine Mutter etwas nicht richtig versteht. Er geht echt äußerst lieb mit ihr um, einfach bewundernswert. In der Kneipe wird er richtig redselig und erklärt mir, wieso er in so einem großen E-Rollstuhl mit vergleichsweise riesigen Rädern herumfährt: „Weißt du, ich muss eben auch im Winter bei Schnee zur Arbeit kommen.“

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Gute Unterhaltung: Ziemlich lustig geht’s in der Hotelkneipe „History“ zu.

Mit den anderen Kontaktpersonen, die mit in die Kneipe gekommen sind, wird es ziemlich lustig. Einer von „uns“ gibt eine Geschichte über den „ultimativen Bürokratie-Wahnsinn“ in Deutschland zum Besten. Schön plastisch und unterhaltsam erzählt er uns davon, wie er wegen einem völlig simplen Lenkrad-Knauf nicht weniger als sieben Ämter aufsuchen musste. Obwohl der Knauf wegen nachlassender Muskelkraft zweifellos die Sicherheit beim Autofahren erhöht, nahm unser Kollege große Mühen und Kosten auf sich, um den kleinen Knauf „absegnen“ zu lassen. Natürlich könnte man sich darüber zurecht aufregen, aber an diesem Abend haben wir an dieser Geschichte unsere helle Freude!

Meine persönliche E-rkenntnis des Tages: Schmerzen in den Beinen können echt nervig sein.

Die E-Gebrauchsregel des Tages: Lass dir nie von einem Behörden-Marathon die Laune vermiesen!